Die Haseninsel
Die Haseninsel, lettisch: Zaķusala, erhielt ihren Namen in der Zeit, als in Ligatne gerade mit der Papierproduktion begonnen wurde. Im Gebäude in der Spriņģu-Straße 1, in dem erst die Getreide- und später die Papiermühlen untergebracht waren, lebten Deutsche, die in der Papierfabrik arbeiteten. Diese sollen damals in den Schleifen des Ligatne-Flusses Kaninchen gezüchtet haben. Damals wurde auch eine Karte von Ligatne erstellt, auf der die Deutschen diesem Hügel den Namen „Zaķu kalns“, also Hasenhügel, gaben. Den Einheimischen gefiel dieser Name nicht, denn sie fragten sich: „Wo soll denn hier ein Hügel sein?“ Deshalb etablierte sich im Volksmund „Zaķusala“ – die Haseninsel. Bis heute.
Die Haseninsel ist der Ort, an dem in den 1880er Jahren die ersten Wohnhäuser für Fabrikarbeiter standen. Die Idee der Familie Mentzendorff, Aktionäre der Papierfabrik, war es, Ligatne zu einer der modernsten Arbeitersiedlungen der damaligen Zeit zu machen. Dies wurde in den folgenden Jahren auch realisiert – sogar europaweit. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts zählte die soziale Absicherung der Ligatner zu einer der höchsten des Kontinents. Auch heute noch lebt ein großer Teil der Stadtbevölkerung in diesen historischen Holzhäusern.
Zur Zeit der Mentzendorffs führte man in der Papierfabrik die Tradition ein, langjährigen Fabrikarbeitern besondere Anerkennung zu zollen. Arbeiter, die 25 Jahre in der Fabrik tätig waren, wurden mit einem Silberlöffel und einer Geldprämie ausgezeichnet, und für 50 Jahre Betriebszugehörigkeit erhielten sie einen vergoldeten Löffel und ebenfalls eine Geldprämie. Diese Tradition bestand bis zum Zweiten Weltkrieg. Der am längsten beschäftigte Arbeiter war übrigens Ludvigs Celms, der seine Arbeit in der Papierfabrik bereits im zarten Alter von 8 Jahren aufnahm und dort sagenhafte 75 Jahre lang tätig war.