Das Gesellschaftshaus
Das Ziel der Familie Mentzendorff, die Aktionäre der Papierfabrik waren, war es, Ligatne zum modernsten Arbeiterdorf Europas zu machen. Im Jahr 1897 errichteten sie das Gesellschaftshaus der Papierfabrik zur Erholung der Mitarbeiter. In diesem befand sich ein großer Saal mit einer Bühne, auf der regelmäßig Aufführungen und Konzerte stattfanden, die die Arbeiter und Beamten der Papierfabrik erfreuten. Der Boden im Zuschauerbereich wurde mit einer Neigung gestaltet, um eine bessere Sicht zu ermöglichen. Eine solche Lösung war zu dieser Zeit außerhalb von Städten eine große Seltenheit.
Im oberen Stockwerk befanden sich ein Billardraum und eine Bibliothek, die Bücher, Zeitungen und Zeitschriften auf Lettisch und Deutsch anbot. Im Haus gab es ein Theater, einen Chor, Tanzgruppen und ein Orchester, während sich im Keller der sogenannte „Kegelraum“ befand, möglicherweise die erste „Bowlingbahn“ Lettlands. Diese war bis zum Zweiten Weltkrieg in Betrieb.
Im September 1944 wurde das Gesellschaftshaus teilweise bombardiert. Unter der Leitung des Direktors der Papierfabrik restaurierten die Bewohner von Ligatne das Gebäude – sie bauten es um und erweiterten es – und im November 1950 wurde es als Kulturhaus wiedereröffnet. Das Interieur des Gebäudes spiegelt die Tendenz der lettischen Architektur der 1950er Jahre wider, eine eigene regionale nationale Formensprache zu schaffen. Die Wände und Decken des Foyers sind mit lettischen Ornamenten verziert. Im kleinen Saal befinden sich Wandgemälde des Bühnenbildners Rūdolfs Pīlādzis, die Szenen aus den Dramen „Feuer und Nacht“ und „Blas, Wind!“ von Rainis darstellen. Der große Saal des Kulturhauses ist mit Kronleuchtern geschmückt, deren Kerzen aus in der Papierfabrik hergestelltem Hüllenpapier gefertigt wurden. Die dekorative Innenausstattung dieser drei Räume ist im Verzeichnis der nationalen Kunstdenkmäler von Lettland enthalten. In diesem historischen Gebäude finden auch heute noch wichtige kulturelle Veranstaltungen und gesellschaftliche Ereignisse der Stadt Ligatne statt.
